Die Frauen der Rothschilds
Das Haus "Roter Schild" im jüdischen Ghetto Frankfurts stand Pate für den klangvollen Namen einer der schillerndsten Dynastien im Gesellschaftsleben der vergangenen drei Jahrhunderte. Als "Stammeltern" der Rothschilds gelten Gutle Schnapper (1753-1849) und Mayer Amschel Rothschild (1744-1812). Da es für Christen verboten war, sich im Geldhandel zu betätigen, nutzen jüdische Bürger diese Chance. So hatte es schon Gutles Vater als Geldverleiher zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Von der ersten Generation an zeigten sich die Rothschild-Frauen als gebildete, geschäftstüchtige und auf dem gesellschaftlichen Parkett glänzende Damen. Schon 1816 wurden die Rothschilds von Franz I., Kaiser von Österreich, geadelt. Die englische Linie begründeten Nathan und Hannah, eine geborene Barent Cohen. Im weiteren Verlauf "bürgerte" es sich ein, dass die Rothschilds sog. "Binnenehen" eingingen und Vettern und Basen untereinander heirateten, um das Vermögen in der Familie zu halten. Bis in die jüngste Vergangenheit etablierten sich die Frauen der Rothschilds als emanzipiert, vielfältig interessiert und begabt und setzten bis heute bestehende Marken in Politik, Wissenschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft. - Das Buch von Natalie Livingstone besticht durch bemerkenswerte Recherchearbeit im Vorfeld. Trotz Ahnentafel und Personenregister geht allerdings der Überblick ab und an verloren. Dennoch: eine meisterliche Familienbiografie, die zudem politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschichte von drei Jahrhunderten und den Life-Style der berühmten Familie eindrucksvoll widerspiegelt. Für Biografie-Liebhaber durchaus zu empfehlen.
Sabine Tischhöfer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Frauen der Rothschilds
Natalie Livingstone ; aus dem Englischen von Rainer Schumacher
Quadriga (2022)
554, [24] Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.