Ein Tag wie ein Leben
Durch den Zerfall der Großmacht UdSSR entstehen lokale Konflikte, deren Folgen gegenwärtig sind. Wenn der 1977 in Moskau geborene Arkadi Babtschenko in diesem Zusammenhang von Kampfhandlungen berichtet, weiß er, worüber er schreibt. Denn 18-jährig zum Militärdienst einberufen, wird er 1996 nach Tschetschenien abkommandiert. In seiner späteren Tätigkeit als Journalist trifft er auf Soldaten, die durch Grozny, Afghanistan, Ossetien und Georgien traumatisiert sind. Die mit ihnen geführten Gespräche fasst der Autor in siebzehn schonungslos realistischen, knapp und präzise geschriebenen Texten über die Auswirkungen von Krieg und Nachkrieg in Russlands Gesellschaft zusammen. Ihn beschäftigt vor allem das Schicksal der kriegsversehrten Veteranen, von denen die meisten nicht älter als 40 Jahre sind. Sich vom Staat allein gelassen fühlend, empfinden die "wütenden jungen Männer" "Hass auf die ganze Welt". - Die markanten Porträts sowie expressive Situationsschilderungen enthaltenden Aufzeichnungen werden für Leser von Interesse sein, die ihr Wissen über die ehemalige Großmacht erweitern und vertiefen möchten. (Übers.: Olaf Kühl)
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein Tag wie ein Leben
Arkadi Babtschenko
Rowohlt Berlin (2014)
263 S.
fest geb.