Banatsko

Eine meerumtobte Heimat im Hintergrund, steht die Ich-Erzählerin ihrem Aufenthaltsort Battonya, irgendwo im Grenzraum zwischen Ungarn, Rumänien und Serbien, fremd gegenüber. Umso genauer beobachtet sie die seltenen Ereignisse in der öden, weiten Banatsko Landschaft. Die kleinen menschlichen Szenerien sind alle im Sommer vom Staub der Steppe und im Winter von kaltem Schlamm überzogen. Battonya ist ein Grenzort, an einer Grenze, die nichts abgrenzt. Links und rechts die gleiche Landschaft: Felder und Schilf, in denen Frösche quaken und sommers Melonen reifen; die gleichen Menschen, die sich aus der Perspektive der Erzählerin mit der Öde ihres Daseins abgefunden haben. Es geschieht wenig an der Oberfläche. Wie die Töne aus dem alten Akkordeon einer nach dem anderen quellen, so langsam verläuft das Jahr. - Die Autorin beschreibt in vielen kleinen Gesten das kleinstädtische Völkergemisch des Balkans, als liefe dort die Uhr viel langsamer. Beobachtet sie Battonya heute, vor ein paar Jahrzehnte oder vor Jahrhunderten? Nur winzige Fixpunkte wie die Eisenbahnschienen haben die Jahrtausende alte Lebensweise verändert, übermittelt sie dem Leser. Alle Spuren der Geschichte sind in Staub, Sand und Sumpf versunken. Auf ihre Art steht Kinsky ganz in der Tradition der epischen Schilderungen des 19. Jh. Sie verstärkt damit nochmals den Eindruck einer Gegend jenseits der Zeit. Für aufmerksame Leser/innen. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2011 - Longlist)

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Banatsko

Banatsko

Esther Kinsky
Matthes & Seitz (2011)

242 S.
fest geb.

MedienNr.: 345285
ISBN 978-3-88221-723-0
9783882217230
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.