Meine Mutter ist ein Fluss

Noch lebt ihre Mutter, ist aber an Demenz erkrankt und kann sich an nichts mehr aus ihrem Leben erinnern. Mit großer Liebe, die auch Anklagen gegen die im Umgang mit ihren Angehörigen oft kalte Mutter nicht ausspart, versucht die Tochter, das Leben Meine Mutter ist ein Fluss der jetzt alten Mutter und Frau zu rekonstruieren. "Sie liebte mich, aber sie hatte anderes zu tun. Sie arbeitete, für ihre Tochter." Mal spricht die erzählende Tochter die Mutter direkt an, ohne aber von ihr eine Antwort zu erhalten. Dann wieder nimmt die Autorin eine größere Distanz ein und versucht sich dem Lebensfluss der Mutter erzählend zu nähern. "Ihr Gedächtnis ist jetzt wie ein mit Geheimtinte geschriebenes Manuskript, ich blättere es Seite für Seite durch und halte es über die Flamme, damit es sich ihr offenbart." Bewegend, aber nie in nostalgischen Kitsch fallend, subjektiv, aber immer eine diskrete Distanz zur Mutter wahrend, führt die Autorin ihre Leser in eine vom Kommerz noch fast unberührte Zeit und eine karge Welt, von der wir heute Lebenden nur noch durch Bücher wie dieses etwas erfahren. Ein stilles, durch und durch poetisches Gedenkbuch an die Mutter, geschrieben von der Tochter, der vieles an dem Leben ihrer Mutter fremd geblieben ist. Sehr zu empfehlen. (Übers.: Maja Pflug)

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Meine Mutter ist ein Fluss

Meine Mutter ist ein Fluss

Donatella Di Pietrantonio
Kunstmann (2013)

171 S.
fest geb.

MedienNr.: 376667
ISBN 978-3-88897-817-3
9783888978173
ca. 16,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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