Venedig und die Oper
Die allererste "opera buffa", so lernt man in diesem opulenten, ebenso fein erfühlten wie intellektuell anspruchsvollen Venedig-Opern-Führer für Eingeweihte, ist nicht "La Cilla" von Faggioli, sondern "La fortuna per dote" von Pollarolo (1704).
Spitzfindigkeit? Sei's drum. Mit solchen und diversen weiteren, durchwegs erheiternden Richtigstellungen bislang apodiktischer musikhistorischer Fakten überrascht und überzeugt der beschlagene Verfasser wohl auch Versierte. Diese nimmt der Niederländer, der eine gute Übersetzerin hatte, energisch an die Hand, um mit ihnen viele Stätten abzugehen, die im Kontext zu Komponisten (von Monteverdi bis Nono) und Interpreten (von der Malibran bis Karajan) stehen, welche das lebenslustige Venedig zur Welt-Musik-Stadt machten: von der Insel Torcello bis zum Hotel Danieli oder dem Palazzo Vendramin-Calergi. Theater und Kirchen, das Ospedale Vivaldis oder der Lido, wo Thomas Manns Venedig-Novelle spielt - der wunderbar leichtfüßige und dabei so sattelfeste Erzähler lässt nichts aus, was den Opernfan, der dankbar jede neue "Ausgrabung" entgegennimmt, an Venedig als ereignisreichen Ort musikdramatischen Geschehens bindet. - Ein Muss für Musikinteressierte.
Hans Gärtner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Venedig und die Oper
Wilhelm Bruls ; übersetzt von Bärbel Jänicke
Henschel (2021)
264 Seiten : Illustrationen
fest geb.