Hausers Zimmer

Westberlin in den frühen 80ern ist eine isolierte Insel, die alternative Lebensformen anzieht. So auch The Wiebkes and the Klauses, wie Julika und ihr Bruder die Eltern nennen. Die kunstaffine Familie wohnt in einer riesigen Altbauwohnung in Wilmersdorf. Hausers Zimmer Von ihrem Zimmer aus hat Julika das Fenster ihres Nachbarn Peter Hauser im Blick. Seinen Lebenswandel zu ergründen, wird für sie fast schon zur Obsession, gerade weil Hauser bei den anderen Mietern aneckt. Der Roman schildert ein knappes Jahr im Leben der Gymnasiastin, die sehr genau ihre Umwelt beobachtet, das nahe Beieinander von Bürgertum und Anarchie, die Trennungen von Freunden, die in die BRD ziehen und auch die skeptischen Blicke der westdeutschen Verwandtschaft. Julika träumt sich nach Patagonien, während ihr älterer Bruder sich Musik hörend in sein Zimmer einigelt. Der schwankende Übergang vom Kind zur jungen Frau vollzieht sich vor der bröckeligen Kulisse der Inselstadt mit allen Phänomenen des Großstadt- und des Grenzraumlebens. - Die fast tagebuchartige Erzählweise lässt dem Leser viel Raum, mit der Protagonistin den Alltag in der geteilten Stadt zu erleben, natürlich auch die erste Verliebtheit, modische Auswüchse von Teenagern ... Gleichzeitig nimmt er wahr, wie sehr sich seither gesellschaftliche Normen verändert haben. Und Berlin selbst vor allen Dingen. Eine lesenswerte Reminiszenz.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Hausers Zimmer

Hausers Zimmer

Tanja Dückers
Schöffling (2011)

491 S.
fest geb.

MedienNr.: 344522
ISBN 978-3-89561-010-3
9783895610103
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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