Gibraltar

Für das traditionsreiche Berliner Bankhaus Alberts & Co., eine kleinere Privatbank, kommt es knüppeldick. Der Investmentbanker der Bank, Bernhard Milbrandt, eine Art Ziehsohn des Altbankiers Johann Alberts, hat sich mit riskanten griechischen Gibraltar Staatsanleihen verspekuliert, das Haus steht vor der Pleite. Als der alte Alberts vom Missgeschick seines designierten Nachfolgers erfährt, bekommt er einen Schlaganfall. Milbrandt flieht vor den Gläubigern und der Finanzaufsicht in eine südspanische Apartmentanlage, von wo aus er bei einer Offshore-Bank in Gibraltar ein Konto einrichtet, auf das er dann 20 Millionen beiseite gebrachte Euro zu transferieren versucht. Unterdessen macht sich Bankchef Alberts Sohn Thomas gemeinsam mit Milbrandts schizoider Stieftochter Valerie auf die Suche nach dem Flüchtigen und dem Geld. - Der zweite Roman des Berliner Schriftstellers und Familientherapeuten Sascha Reh ("Falscher Frühling") besteht aus sechs Teilen, die jeweils aus der unterschiedlichen Perspektive einer der Hauptfiguren erzählt werden. In jedem dieser Abschnitte berichten die Erzähler von ihrem Leben und gleichzeitig wird in zahlreichen Rückblenden und Vorblicken die Geschichte weitererzählt. Die Figuren leben, reden und handeln aber meistens aneinander vorbei und lassen dabei tief in emotionale Abgründe blicken. Daneben prangert der Autor das moderne Bankensystem an, weist auf gesellschaftliche Missstände hin und stellt grundlegende Fragen nach Schuld und Verantwortung. Ein ungewöhnliches, leicht konsumierbares, sozialkritisches Gesellschaftsporträt, überall gut einsetzbar.

Günther Freund

Günther Freund

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Gibraltar

Gibraltar

Sascha Reh
Schöffling (2013)

460 S.
fest geb.

MedienNr.: 377264
ISBN 978-3-89561-086-8
9783895610868
ca. 22,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.