Der Traum vom Goldenen Berg

Da ihre Mutter sich weigert, muss die kanadische Soziologin Amy Smith im Jahr 2004 in die Provinz Guangdong fliegen, um dort Erbangelegenheiten zu regeln. Doch das ziemlich heruntergekommene Erbe, ein sog. Diaolou (Wohnturm) und einige weitere Fundstücke Der Traum vom Goldenen Berg erwecken ihre Neugierde und sie will mehr über ihre Wurzeln in Erfahrung bringen. Dabei lernt sie die Geschichte ihrer Vorfahren über drei Generationen kennen. Wie viele chinesische Familien im späten 19. Jh. sah Amys Urgroßvater Fong Tak Fat nur eine Möglichkeit, der Armut zu entkommen, in dem er sich zur Auswanderung nach Kanada entschloss. Indem Zhang Ling das Los von Fong Tak Fat und seinen beiden Söhnen in der Fremde schildert, weist sie auch auf die hemmungslose Ausbeutung durch die kanadische Regierung hin und auf die Hindernisse, die sie den Fremden in den Weg legten, damit diese nicht heimisch wurden. Dabei versäumt die Autorin nicht, die Gewohnheiten und Verhaltensweisen hervorzuheben, die die Chinesen trotz aller Widrigkeiten beibehielten. Gleichzeitig ist das Buch ein eindrucksvolles geschichtliches Dokument über das rückständige Leben im ländlichen China, über die allgemeine politische Situation und über die beginnende Aufbruchs-Stimmung in eine moderne Zeit. Dabei wird sowohl die Machtlosigkeit des zu Ende gehenden Kaiserreichs erörtert als auch die Wirren bis zur Machtübernahme durch die Kommunisten. Zhang Lings Werk ist eine anspruchsvolle, aber sehr zu empfehlende Lektüre. (Übers.: Marc Hermann)

Edith Schipper

Edith Schipper

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Traum vom Goldenen Berg

Der Traum vom Goldenen Berg

Zhang Ling
Schöffling (2014)

681 S.
fest geb.

MedienNr.: 399303
ISBN 978-3-89561-191-9
9783895611919
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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