Morgenland
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, aber für viele Menschen ist das Leben nach wie vor ein Kampf. In Palästina begehren die Juden gegen die britische Mandatsmacht auf. Die 23-jährige Lilya Wasserfall, deren deutschsprachige Eltern in den zwanziger Jahren nach Palästina gekommen sind, ist eingebunden in die Aktivitäten des jüdischen Widerstandes. Bei der nächsten großen Sabotageaktion hoffte sie dabei zu sein. Aber plötzlich wird ihr ein ganz anderer Auftrag erteilt. Sie soll nach Deutschland reisen und sich auf die Suche nach dem Chemiker Raphael Lind machen. Lilya gelangt über London, wo sie - nicht ganz freiwillig - mit Vertretern der britischen Regierung zusammentrifft, nach München. Die Briten zeigen ein ungewöhnliches Interesse an der Suche nach dem Wissenschaftler. Lilya beginnt ihre Suche im Lager Föhrenwald, einem der Displaced Persons Camps in Deutschland. Nach vielen Gesprächen mit Überlebenden, Militärangehörigen der Amerikaner und Briten ahnt Lilya allmählich, was mit Lind passiert sein könnte. Doch es gibt einen geheimnisvollen Verfolger, der ihre Aktivitäten mit allen Mitteln unterbinden will. - Der Autor, Kulturchef des RBB, ist wohl aufgrund eigener familiärer Gegebenheiten auf dieses Thema gekommen. Palästina vor der Gründung des Staates Israel mit den jüdischen Organisationen, Deutschland mit den Besatzungszonen und den Überlebenskämpfen der Menschen, ehemalige Nazis, die sich im befreiten Land etablieren, sind die Themen der einfühlsam und eindrucksvoll erzählten tiefsinnigen, spannenden Geschichte mit gut gezeichneten Protagonisten. Sehr lesenswert und für alle Büchereien bestens geeignet.
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Morgenland
Stephan Abarbanell
Blessing (2015)
443 S.
fest geb.