Die Idealisten
Anfang der 80er Jahre erreicht ein vietnamesischer Flüchtling Paris. Zur damaligen Zeit eine rettende Zuflucht für zahlreiche Menschen aus der ehemaligen französischen Kolonie. Der namenlose Ich-Erzähler, ein ehemaliger kommunistischer Spion, schlägt sich anfangs mit seinem besten Freund so durch. Dieser ist ein fanatischer Antikommunist und weiß nichts von dessen Vergangenheit. Auf der Suche nach Arbeit landen sie bei der vietnamesischen Drogenmafia und verdienen als Dealer gutes Geld. Eine harte Probe für die beiden und für ihre Freundschaft. - In dieser Fortsetzung von "Der Sympathisant" (BP/mp 18/111) stellt sich die Hauptfigur, durch die Erfahrungen im Krieg und in einem Umerziehungslager schwer traumatisiert, seiner Vergangenheit: Die Mutter eine vietnamesische Bäuerin, der Vater ein französischer Priester - kein Wunder, dass der Protagonist Frankreich gleichzeitig bewundert und verachtet. Eine Zeitreise in die jüngere Vergangenheit, brutal, ehrlich, humorvoll, skurril - allerdings auch teilweise ermüdend und anstrengend zu lesen, wenn die Gedanken des Ich-Erzählers immer wieder um dieselben Themen kreisen. Für den anspruchsvollen Leser und als Ergänzung zum Erstlingswerk "Der Sympathisant".
Tanja Bergold
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Idealisten
Viet Thanh Nguyen ; aus dem Amerikanischen von Wolfgang Müller
Blessing (2021)
495 Seiten
fest geb.