Ghost mountain
Nachdem sein Debütroman „Leonard und Paul“ (in BP/mp nicht bespr.) es auf Anhieb auf die Shortlist des „Lieblingsbuch der Unabhängigen“ (Buchhandlungen) geschafft hat, legt der Dubliner Autor nun seinen zweiten Roman vor. Darin spielt ein
neu entstandener Berg, der sogenannte „Ghost Mountain“, die Hauptrolle und vor allem die Menschen "umzu" mit ihrem alltäglichen Leben und Sorgen. Geradezu über Nacht ist in den Feldern ein neuer Berg erstanden, der fortan durch sein plötzliches, rätselhaftes Erscheinen das Leben der Menschen, die in seiner Nähe wohnen, und derer, die zum Berg pilgern und ihn im stetigen Strom umrunden werden, verändert. Da sind die befreundeten Ehepaare Ruth und Ocho, Clare und Carthage mit ihren Eifersüchteleien in ihrem Alltag, der stadtbekannte Säufer Dominic und seine Lebensphilosophie, der Landeskartenbeamte, der mit der neuen Aufgabe am Berg Schwung in seine eintönige Karriere und Ehe bringt, der Grundbesitzer, auf dessen Wiese der Berg „gewachsen“ ist, und die einsame pensionierte Lehrerin Elaine, die den neuen Berg als Erste wahrgenommen hat, als ihr Hund dort an einem Ball erstickte. Doch nicht für alle nimmt die Begeisterung für Ghost Mountain ein gutes Ende. Und doch spielt der Berg in ihren sich verändernden Lebenswelten eine wichtige Rolle. – In lakonischer Sprache und kurzen Kapiteln werden die liebenswerten bis seltsamen Gewöhnlichkeiten der Protagonisten, die sich im Verlauf der Geschichte schärfen, erzählt. Ihre Entfremdung, ihre Einsamkeit bis hin zur Trostlosigkeit legen einen Hauch von Melancholie über die skurrile Geschichte. Die Menschen arbeiten sich ab am Berg und an ihren Lebensherausforderungen „So geheimnisvoll wie unerklärlich dieser Berg ist, so ist auch das Leben“.
Karin Steinfeld Bartelt
rezensiert für den Borromäusverein.

Ghost mountain
Rónán Hession ; aus dem irischen Englisch von Andrea O'Brien
Blessing (2024)
350 Seiten
fest geb.