Bergsteigen im Flachland

Der Reportageroman ist eine Mischgattung, die sich journalistischer und literarischer Mittel bedient, oft zu Ungunsten letzterer. Dem Schweizer Journalisten Urs Mannhart ist die Mischung geglückt. "Bergsteigen im Flachland" verknüpft die Lebensgeschichten Bergsteigen im Flachland europäischer Migranten zu einem Erzählteppich, als dessen Webmuster Gewalt und Krieg erkennbar sind. Kein Wunder, hat der Autor doch selbst preisgekrönte hintergründige Berichte über das östliche Kriegseuropa geschrieben und sich in der Figur des idealistischen Reporters Thomas Steinhövel, der über die multiethnischen Konflikte in Südosteuropa und die Prozesse vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag berichtet, ein kleines Denkmal gesetzt. Es gibt einen rumänischen Mathematiker, der sich als Arbeiter auf einer spanischen Erdbeerplantage verdingt, und einen jungen Kosovo-Albaner, der nach einem missglückten Attentat in die Fänge des Geheimdienstes fällt - einige unter vielen Figuren, die den Roman bevölkern. Mannhart erzählt mit Sympathie für seine Figuren, mit Sinn für ihr Glücksverlangen in einem von Gewalt, Folter und Krieg bestimmten Kontinent, in dem es noch möglich ist Liebesbriefe mit Füller zu schreiben. - Für größere Bestände.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Bergsteigen im Flachland

Bergsteigen im Flachland

Urs Mannhart
Secession-Verl. für Literatur (2014)

660 S.
fest geb.

MedienNr.: 399988
ISBN 978-3-905951-32-5
9783905951325
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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