Totalbeton
Der namenlose Ich-Erzähler wächst in der 5969. Etage des GEBÄUDES auf, das die Bewohner mit seinen undurchdringlichen Mauern aus Totalbeton vor den grauenhaften Szenen bewahren soll, die sich vor seinen Toren abspielen. Die Kleinfamilien leben darin auf engstem Raum, isoliert von ihren Nachbarn, und verrichten monotonste Jobs zur Erhaltung des GEBÄUDES. Geistigen oder körperlichen Freiraum für persönliche Entfaltung gibt es nicht, die abgestumpften Menschen werden auf ihre bloße Existenz reduziert. Jahrelang zieht sich der Erzähler vor den Depressionen der Mutter und den Misshandlungen des Vaters in sich zurück, bis eines Tages die Frage nach dem "Weshalb?" in sein Bewusstsein tritt und sein Leben radikal erschüttert. - "Totalbeton" thematisiert eine der wohl grundlegendsten Fragen, den Sinn der menschlichen Existenz. Während der Roman sprachlich sehr überzeugt und eine überraschende Enthüllung aufweist, ist die Lektüre keine leichte Kost. Für philosophisch interessierte und anspruchsvolle Leserinnen und Leser zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Totalbeton
Karoline Georges ; aus dem Französischen (Québec) von Frank Heibert
Secession Verlag für Literatur (2020)
140 Seiten
fest geb.