Silberfunken
Seit der Vater eine Hirnverletzung erlitt, scheint er ein anderer Mensch zu sein. Körperlich ist er sehr eingeschränkt, auch das Sprechen fällt ihm noch schwer. Mara wünscht sich ihren "alten" Vater zurück, sie trauert und oft überkommt sie auch große Wut auf ihr ungerechtes Schicksal. Die Mutter ist mit der Pflege ihres Mannes zu beschäftigt, um auf Mara eingehen zu können. Die ganze Familie leidet, wenn ein Familienmitglied erkrankt und sich sein Wesen stark verändert. Kinder scheinen dieser Situation besonders ausgesetzt zu sein: die vertraute Person wirkt fremd, Zorn und Scham nehmen Überhand und für diese Konflikte finden sie kaum Worte. Solch eine emotionale Überforderung zum Thema eines Kinderbuchs zu machen, ist diffizil, auch weil es schnelle Antworten nicht gibt. Die Leser erleben hier in Text und Bild ein sensibles Kind, das allein nach Antworten sucht. Wir lesen mit seiner inneren Stimme von den Zweifeln und der Trostlosigkeit und diese Nähe zur Figur wirkt authentisch. Gleichermaßen die Bilder: Maras Zuhause scheint vertraut, in viele Alltagsszenen streuen sich Erinnerungen an frühere Zeiten ein. Das Zusammenspiel von Bild- und Textebenen wirkt überzeugend, weil aufgezeigt wird, dass es auch nach dem Unglück so vieles gibt, woran sich anknüpfen lässt und dass darin auch ein positiver Ausblick bestehen könnte. Auch junge Leser, die nicht von diesem Schicksalsschlag betroffen sind, können durch diese bemerkenswerte Bearbeitung des Themas profitieren.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Silberfunken
Juliana Campos ; Illustration: Daniela Costa
aracari verlag (2020)
[32] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 5