Monsieur Simon Simon

Wenn ein Hundertjähriger aus jüdischer, international aktiver Familie auf sein Leben zurückblickt, kann er wirklich viel erzählen. Anlässlich seines 100. Geburtstages, den er im Jahre 1994 in Zürich feiert, plaudert der Ehemann der Operettensängerin Monsieur Simon Simon Ingeborg Fanger von seiner Geburt im Zug von St. Petersburg nach Paris kurz vor Wien und seiner Mutter, der jüdisch-russischen Prima Ballerina Molly. Er wuchs bei Verwandten in Paris auf, wurde mit 11 Jahren vom Mann seiner Mutter, dem Direktor der russischen Staatsbank, adoptiert und in den Stand eines Barons erhoben. Zwei Jahre verbrachte er in der Kadettenanstalt in Wien. Dann stieg er in Paris ins Pelz- und Textilgeschäft der Verwandten ein und erlernte in Berlin die Pelzverarbeitung. Der Mehrsprachige kämpft im Ersten Weltkrieg vor Verdun, wird nach seiner Verwundung Privatsekretär des französischen Präsidenten Clemenceau. Im Zweiten Weltkrieg arbeitet er für die Résistance. Als Jude verhaftet, kann er aus einem Transport nach Auschwitz fliehen. Der Geschäftsmann ist Lebemann und Freund des Balletts und der Operette. Er hat Umgang mit berühmten Künstlern, auch mit Edith Piaf. Der Zeuge eines erlebten und erlittenen Jahrhunderts spricht seine "Memoiren" für seine Interviewpartner auf Band, woraus sich mit 22 Kapiteln eine Rahmenhandlung ergibt, die die gesundheitlich nicht einfache Lebenssituation eines ganz Hochbetagten einfängt. Die Sprache ist lebendig, die Lebenserinnerungen in der Bearbeitung seines Freundes Claus Helmut Drese, eines Theater- und Opernintendanten, lesen sich gut.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Monsieur Simon Simon

Monsieur Simon Simon

Memoiren erzählt von Claus Helmut Drese
Dittrich (2011)

282 S. : Ill.
kt.

MedienNr.: 568670
ISBN 978-3-937717-63-0
9783937717630
ca. 24,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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