Das Ende der Einsamkeit
Jüngere Entwicklungen im lateinamerikanischen Raum finden bei uns viel zu wenig Beachtung. Dem wirkt Sebastian Schoepps lesenswerter Band entgegen. Er benennt zwar die bekannten historischen Fakten, die zum latent negativen Bild Lateinamerikas beigetragen haben, betont und illustriert jedoch zahlreiche positive Veränderungen des letzten Jahrzehnts: geordnetere Staatswesen, geringere Anfälligkeit für Kriege und Militärputsche, boomende Wirtschaft, selbstbewussteres Auftreten der indigenen Gemeinschaften, insgesamt ein Schwinden des Minderwertigkeitskomplexes gegenüber den Ländern des Nordens. Der Autor arbeitet mittels Reportagen, Interviews und Analysen heraus, wie die in mehreren Ländern parallel durchlittenen Ereignisse des 20. Jh. (Diktaturen, massive Menschenrechtsverstöße, Raubbau an der Natur, einseitig neoliberale Wirtschaftspolitik) neuerdings zu Aktivitäten geführt haben, welche das Gemeinsame betonen, z.B. zur Gründung des Staatenbundes UNASUR, der der regionalen Vormachtstellung der USA entgegenwirken soll, oder zur Formulierung einer länderübergreifenden Kulturcharta. Schoepp verortet im Detail allgemein als politisch "links" beschriebene Politiker wie Lula, Chávez, die Kirchners und Morales, arbeitet die Probleme ihrer jeweiligen Länder heraus und untersucht deren neue Politikansätze. - Das Buch ist eine gut geschriebene, umfassende und anregende Einführung in die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation eines riesigen Kulturraums, dessen Bedeutung international stark gewachsen ist. Ab mittleren Beständen empfohlen.
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Ende der Einsamkeit
Sebastian Schoepp
Westend (2011)
281 S.
kt.