Bildsprache und Komposition in der Kunst
Während andere jüngere Publikationen zur Bildsprache in der Kunstgeschichte vornehmlich für den Schulunterricht konzipiert sind, liegt hier ein für erwachsene Laien konzipiertes Werk vor, das anschaulich einen kurzen Überblick bietet. Bilder aus den unterschiedlichen Epochen der abendländischen Kunstgeschichte, vom alten Ägypten bis zur klassischen Moderne werden analytisch dem Interessierten nahe gebracht. Gesellschaftliche, politische und religiöse wie kunst-immanente Aspekte der Bildersprache als Symbol- und Formenkanon bildlichen Ausdrucks in der Kunst sind verständlich dargestellt, die Erfahrung des Autors im Umgang mit Studenten der bildenden Künste kommen dem Buch zugute. Mag die Auswahl der vorgestellten Bilder auch eher willkürlich an bekannten Repräsentanten orientiert als von einer inneren Idee bestimmt erscheinen (zum Surrealismus fehlt gar jedes Beispiel), mögen manche Bilder auch zu unglücklicher Abbildungsgröße geschrumpft (wie Rafaels "Schule von Athen") sein, wird das zur Kunstgeschichte oft sehr flüchtig gestreifte in der systematischen Betrachtung des zweiten Teils wettgemacht. Hier vollzieht der Leser im Experiment und bildlicher Analyse nach, was ein Bild zum sehenswerten Kunstwerk macht: Seherlebnis, Stil und Handschrift, Kompositionsregel und Spannung durch Gegensätze und Gewichtungen, die Bedeutung der Zeichnung und Fläche in einem Bild bis zu Exkursen zum Dreieck, Porträt, Perspektive und Farbkontrast bieten ein pralles Instrumentarium, mit dem der Leser dann beim nächsten Galeriebesuch sein Seherlebnis bereichern kann. - Für alle Bestände geeignet, wenn auch der Preis die Anschaffung wohl überlegt sein lässt.
Helmut Krebs
rezensiert für den Borromäusverein.
Bildsprache und Komposition in der Kunst
Andreas Christ
Ed. Michael Fischer (2012)
200 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.