Morgengebet

Historische Tatsachen, Legenden und die freie Phantasie seines Autors verbindet dieser Roman des im März 2011 verstorbenen Thor Vilhjálmsson, der, in Deutschland nur wenigen bekannt, zu den großen Erneuerern der isländischen Literatur gehört. Morgengebet Es ist die nur sehr kurze Lebensgeschichte des Sturla Sighvatsson, der als Angehöriger der Sippe der Sturlungen in der ersten Hälfte des 13. Jh. zu den Vornehmsten und Mächtigsten Islands gehörte, die Freiheit seines Landes gegenüber den Norwegern aber nicht verteidigen konnte, mit seinem Drang nach Rom aber - er begibt sich auf Pilgerfahrt zum Papst, um die Lossprechung von seinen Sünden zu erhalten - alles Irdische und Zeitliche hinter sich lässt und nach dem Ewigen ausgreift. Es ist aber nicht so sehr der Inhalt dieser in einzelne Episoden gegliederten Erzählung und auch nicht einmal die treffenden Schilderungen einer Kultur im Übergang vom alten Heidentum zum Christentum, das seit dem Jahr 1000 auf der Insel heimisch zu werden begann, die die Größe dieses Romans ausmachen; sondern die fast schon an Homer erinnernde Sprachgewalt, die sich mit modernen Formen des Erzählens verbindet. So gelingt es dem Autor, ein Gewebe aus Realitäten, Träumen und Visionen wie auch alten Mythen zu spinnen, auf dem sich die Seele Sturlas abzubilden beginnt, dessen Reise ihn auch zu sich selbst führt. So hebt sich "Morgengebet" wohltuend von der großen Masse gegenwärtiger Historienromane ab. (Übers.: Gert Kreutzer)

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Morgengebet

Morgengebet

Thor Vilhjálmsson
Osburg (2011)

334 S.
fest geb.

MedienNr.: 350491
ISBN 978-3-940731-65-4
9783940731654
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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