Graf Wenzelslaus, der Geräuschesammler
Der Dix-Verlag verfolgt mit seiner Reihe LitLe (=Literatur für Lesestarter) ein eigenwilliges Konzept, welches er im Anhang des vorliegenden Buches erläutert- kurz: ein Buch, das "mitwächst" und bewusst nicht nach Alter, Klasse oder Leseumfang gestaffelt ist, sich zudem auch künstlerisch von der Masse unterscheiden soll. Darüber kann man geteilter Meinung sein (vgl. auch Rez. zu Med.nr.570539, 570541). Die umfangreiche (i.d.R. je eine Text- und eine Bildseite) Bebilderung mit zeichnerisch, fast karikaturistisch dominierten Illustrationen, die farbig, detailreich und witzig gehalten sind, kommt den jüngeren Betrachtern (Kindergarten!) und Lesern entgegen; der Text dagegen ist eindeutig nur für geübte Leser vorstellbar, finden sich darin doch extreme Lesehürden. Sprache wird zum Spiel: vokalreiche Fantasieworte, Zungenbrecher wie Fliegenflügelputzmaschine, Wortmalerisches wie "Bademeister Platschik", Anspielungsreiches wie "Pfarrer Glaubetreu". Sehr fantasieanregend ist auch die Geschichte über den Geräuschesammler Wenzelslaus, der selbst das Knabber-Geräusch des Holzwurms wahrnimmt, mit seinem Geräuschesauger erfasst und schließlich einweckt. Dass er nach einem dramatischen Unfall eine Partnerin findet, macht den "Freak" sympathisch. Ein ungewöhnliches Buch, bei dem das Konzept des "Mitwachsens" aufgehen könnte und das in jedem Fall eine Herausforderung für Kinder darstellt, die Spaß an Sprache und am Lesen haben oder entwickeln (wollen). Allen Beständen als Alternative und Kontrast zu gängigen Mainstream-Erstlesebüchern empfohlen.
Birgit Karnbach
rezensiert für den Borromäusverein.
Graf Wenzelslaus, der Geräuschesammler
Thomas J. Hauck ; Betie Pankoke
DIX-Verl. (2011)
DIX LitLe
34 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 8