Portugal
Der junge französische Comic-Zeichner Simon ist Sohn portugiesischer Einwanderer. Er leidet unter einer Schaffenskrise; seine Lethargie lässt ihn kaum arbeiten und auch die Beziehung zu seiner Freundin zerbricht daran. Auf der Hochzeit seiner Kusine wird er sich seiner familiären Wurzeln bewusst; er nutzt einen Aufenthalt in Portugal, um mehr über seine Verwandtschaft zu erfahren. Mit kühnem, locker-sicherem Strich breitet der Zeichner sein großes Familienepos aus. Die Geschichte führt Simon (und den Leser) an das Ziel, nämlich einen Arbeitsaufenthalt in Portugal, der ihm ganz unverhofft neue Perspektiven für sein Leben eröffnet: Simon findet das, was er unbewusst vermisst hat - Ruhe, sich auf Fremdes einzulassen und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen. Der Zeichner hält auf mehr als 250 großformatigen Seiten ein hohes künstlerisches Niveau; in jedem Panel zeigt sich, dass er sich in exakten Beobachtungen verlieren und die breit angelegten Details zu einem großen Gesamtbild komponieren kann. In der Fremde, der sich der "Held" aussetzt, werden die Farben wärmer und das Licht transparenter; die fremde Sprache Portugiesisch wird in den Dialogen wiedergegeben. In dieser Fremde schließt sich der Kreis dieser éducation sentimantale, die von Lesern und Betrachtern mit großem Vergnügen an Witz und Esprit nachvollzogen wird.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Portugal
Cyril Pedrosa
Reprodukt (2012)
255 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.