Die Nachwanderin
Eines haben die Titel von Einar Turkowski gemeinsam: sie erschließen sich nicht auf den ersten Blick, sind sperrig, lassen sich nicht einordnen, aber faszinieren. So auch sein neues Werk, das alles andere ist als ein gefälliges Bilderbuch für Kleinkinder. Es beginnt alles in einer dunklen Nacht, als eine Gruppe Kinder der neuen Nachbarin bei ihrem geheimnisvollen Treiben in der Stadt folgt. Was tut sie auf ihren nächtlichen Wanderungen? Ebenso wenig wie den sie verfolgenden Kindern erschließen sich dem Betrachter Sinn und Zweck des Tuns von Madame Merlot. Und so lässt sie am Ende des Sommers, als sie genauso plötzlich verschwindet, wie sie aufgetaucht ist, Protagonisten und Leser in dem Bewusstsein zurück, einem Geheimnis auf der Spur gewesen zu sein. Was gibt es Spannenderes? Die Wanderungen der zeitlos wirkenden Frau setzt Turkowski in seinen filigranen, detailverliebten Bleistiftzeichnungen in Szene, gibt hier einen fantastisch anmutenden Hinweis, führt dort mit einem wohlgesetzten Werbeplakat seine Betrachter in die Irre. Letztlich bietet er jedem eine Projektionsfläche für seine eigenen Vermutungen und zwingt ihn so, innezuhalten und sich selber ein Bild zu machen. Ein Titel für Büchereien, die ihren kunstsinnigen Lesern etwas Besonderes, Ungewöhnliches anbieten möchten!
Beate Mainka
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Nachwanderin
Einar Turkowski
mixtvision (2015)
[16] Bl. : überw. Ill.
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 7