Hand aufs Herz
Auf einer Lesereise durch Marokko lernt die Autorin die Geschichten junger Frauen kennen, die sehr persönlich und offen von ihrer Situation berichten. Sie geben damit einen mitunter erschütternden Einblick in den Umgang der marokkanischen Gesellschaft mit Frauen im Allgemeinen und Sexualität im Speziellen. Ergänzt werden die Erfahrungsberichte von Schilderungen politisch aufgeheizter Ereignisse im Land wie beispielsweise dem Auftritt der spärlich bekleideten amerikanischen Sängerin Jennifer Lopez oder dem des Gitarristen der Gruppe Placebo, der offen gegen den Artikel 489 protestiert, der Homosexualität unter Strafe stellt. Die französisch-marokkanische Journalistin und Autorin Leila Slimani erhielt 2016 für ihr Buch "Dann schlaf auch du" (BP/mp 17/701) den Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis. Mit "Hand aufs Herz" hat sie ihre erste Graphic Novel vorgelegt. Die farbigen Bilder des Comics stammen aus der Feder von Laetia Coryn. Die gelungene Kombination von Text und Zeichnungen veranschaulicht die Schwierigkeiten innerhalb der marokkanischen Gesellschaft. Die konkreten Erlebnisse von Frauen, ergänzt um Stimmen aus der Wissenschaft, ermöglichen einen differenzierten Einblick in den Status quo, Ursachen und Chancen in Bezug auf die Rechte der Frauen in Marokko.
Isabel Helmerichs
rezensiert für den Borromäusverein.
Hand aufs Herz
Leïla Slimani - Laetitia Coryn
Avant-Verl. (2018)
105 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.