Glaubenslicht im Priesterleben
Unzählige Skandale der katholischen Kirche verunsichern aktuell die Priester vermutlich ebenso wie die Laien. In dieser Ölbergstunde ist das neue Buch von Kardinal Cordes eine wirklich hilfreiche Ermutigung, insofern es nicht abstrakte theologische Reflexionen zum Priestertum enthält, sondern eine Sammlung von Erlebnissen und Erfahrungen ist, die Priester in der Gegenwart machen durften; Erfahrungen, die allesamt zeigen, dass der Priester von Christus, dem er in besonderer Weise nachfolgt, nicht verlassen ist. Es sind kleine Wunder des priesterlichen Alltags, die wohl gar nicht so selten sind, wenn man für sie aufmerksam geworden ist und einen Blick entwickelt hat. Und genau dazu will dieses Buch verhelfen. Da ist z.B. der Mönch, der allein schon durch sein Auftreten im Habit jemanden vom Ehebruch abhält oder der Priester, der von einem Bettler nicht um Geld, sondern überraschend um die Abnahme der Beichte gebeten wird. Es sind keine frömmelnd-kitschigen Geschichten, die hier erzählt werden, sondern Erlebnisse, die auf dem Boden der Realität bleiben und dabei doch eine geheimnisvolle höhere Wirklichkeit durchscheinen lassen. Darum ist dieses Buch auch nicht nur ein Buch für Priester, denen es zweifellos in dieser Notzeit Trost und Ermutigung zu spenden vermag; vielmehr zeigt es allen Katholiken, welches Geschenk die priesterliche Christusnachfolge gerade auch heute für die Kirche und damit auch für jeden einzelnen Gläubigen bedeutet.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Glaubenslicht im Priesterleben
Paul Josef Cordes (Hg.)
Media-Maria-Verl. (2018)
144 S.
fest geb.