Keloid
Die deutsche Austauschstudentin Christina und der Amerikaner Jamie lernen sich Anfang der Achtziger an einer Universität in den USA kennen und lieben. Jamies Familie ist dem Holocaust entkommen. Ihre Seelen, auch die der nachfolgenden Generationen,
sind aber davon überschattet. Jamie verarbeitet seine Traumata in wilder Kunst. Seine Familie lehnt die junge Frau aus Deutschland strikt ab. Christina kehrt nach Deutschland zurück und wird Ärztin. Jahre später landet Jamies Vater Leon, der als GI die Grauen bei der Befreiung des KZs Dachau erlebt hat, nach einem Verkehrsunfall in Deutschland auf Christinas OP-Tisch. Leon und Christina verlieben sich. Doch die Schoah steht zwischen ihnen. Gewalt und Liebe sind eng beieinander. Der GI beging Gewalttaten, und auch in der Familie ist er ein manchmal gewalttätiger Patriarch. Gleichzeitig ist er das Gedächtnis des familiären Holocausts: Nur noch er weiß, welcher Edelstein in der Vitrine für welches ermordete Familienmitglied steht. Sein Sohn hält das alles nicht mehr aus und sucht seinen Ausweg im Suizid. Die Liebe zwischen Christina und Leon hält dreißig Jahre lang, bis zu seinem Tod. Die seelischen Verletzungen der Familie sind wie ein Keloid, ein stark wucherndes Narbengewebe, das durch die Generationen weiterwächst. – Eindringlicher Roman, der zeigt, dass Traumata sich durch Generationen ziehen können.
Dorothee Rensen
rezensiert für den Borromäusverein.

Keloid
Kristin Rubra
STROUX edition (2024)
319 Seiten
fest geb.