District VIII
Nazir, Flüchtling aus Aleppo, befindet sich 2015 in einem Budapester Bahnhof mitten unter tausenden Menschen. Plötzlich steht er auf und folgt drei Männern. Ein Toter wird gefunden. Balthazar Kovács ist Kommissar in Budapest, stammt aus einer Roma-Familie,
die den District VIII beherrscht, wurde von seiner Familie jedoch ausgeschlossen. In der Polizeibehörde bildet er eine absolute Ausnahme. Er will den Fall untersuchen, muss aber schnell feststellen, dass es da noch andere Interessen gibt. Die Leiche ist plötzlich verschwunden. Doch gelingt es Balthazar, noch eine SIM-Karte sicherzustellen. Sie enthält wichtige Hinweise auf den Fall. Schon erscheint die Gendarmerie, eine Art Parallelpolizei des Ministerpräsidenten, die den Fall an sich zieht. Balthazars Vorgesetzter erlaubt ihm, "privat" zu ermitteln. Im Hintergrund stehen lukrativer Handel mit Originalpässen, Korruption und daraus abgeleitete Abhängigkeiten, Vertuschung und Mord - dies auf dem Hintergrund der Flüchtlingskrise. So gerät er regelrecht zwischen die Fronten. - Der englische Autor, der in London und Budapest lebt, erzählt einen spannenden Politthriller (erster Band einer im Original bereits abgeschlossenen Trilogie), der das Flüchtlingselend, die politische Situation in Ungarn mit Korruption, Medienbeschränkung und Aushebeln der Demokratie, mit der besonderen Situation des ermittelnden Kommissars verbindet. Auch 2023 eine noch immer brandaktuelle Thematik. Störend wirken die allzu übertrieben genauen Schauplatzbezeichnungen und -beschreibungen. Interessierte dürfen sich dennoch auf zwei weitere Bände freuen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
![District VIII](https://cover.ekz.de/9783948392666.jpg)
District VIII
Adam LeBor ; aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Polar Verlag (2023)
396 Seiten
fest geb.