Wenn ich Flügel hätte
Der menschliche Traum vom Fliegen liegt den Texten dieses wunderbaren Buches zugrunde: Es ist der Wunsch, abheben und sich loslösen zu können, gepaart mit der Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit. Sarah Knausenberger sieht eine enge Verwandtschaft zwischen Worten und Flügeln, denn beide tragen einen an Orte, die man zu Fuß nicht erreichen kann. Die vier Kapitel „Nest“, „Abflug“, „Turbulenzen“ und „Landung“ korrespondieren mit Stationen, die sich in jeder Biografie wiederfinden lassen und die sich doch nie gleichen. Nur den Einsatz der Flügel und die Flugstrecke wähle jeder Mensch für sich, so die Autorinnen in ihrem Vorwort. Das Nest stehe für Geborgenheit, aber auch für „nestige Enge“, der man durch den Abflug entkommt. Dieser führt zum Freimachen von Altem, er öffnet das Herz für Neues und Wagemutiges. Zum Flug gehören aber auch unerwartete, unberechenbare Turbulenzen. Die Landung lässt einen am Ziel ankommen, die Ruhe entdecken, aber auch Ernüchterung oder Enttäuschungen erleben. In ihrem Schaffensprozess sind die Autorinnen und Illustratorinnen in einen künstlerischen Dialog getreten, der ihre Kreativität beflügelt und völlig neue Räume eröffnet hat. Das Ergebnis ist ein gelungenes Zusammenspiel von Wort und Bild, ein außergewöhnliches, originell gestaltetes, absolut empfehlenswertes Buch.
Gertrud Plennert
rezensiert für den Borromäusverein.
Wenn ich Flügel hätte
von Nina Dobrot und Sarah Knausenberger ; Collagen von Corinna Chaumeny [und einer weiteren]
KUNSTANST!FTER (2021)
115 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig]
fest geb.