Maskenspiele
Für Alexander Kluges langjährigen Münchner Wohnnachbarn, den Fotografen Stefan Moses, war die Maske "nicht dazu da, etwas zu verbergen, sondern etwas freizusetzen". So im Vorwort, das wunderbar persönlich in diesen Foto-Band der Sonderklasse einführt:
in einen wichtigen Aspekt im Schaffen des großartigen jüdischen Künstlers, eines Mannes, der sich schwertat mit dem Abschied seines Metiers aus dem Analogen. Der Journalistin Christine Brinck gelang eine vortreffliche Werk-Auswahl, die zum einen auf die Einzigartigkeit von Moses' Fotokunst, andererseits auf die zahlreichen bedeutenden "Opfer" seiner "altmodischen" Kamera zu verweisen, von Achternbusch und Adorno bis Rudolf Wachter und Mary Wigman. Otto Dix blickt da durch die Scherengriff-Ovale, Peggy Guggenheim gondelt in Venedig mit Nachtfalter-Brille und Loriot hält sich - um nur drei Beispiele von 60 zu nennen - das Porträt seines Dr. Müller-Lüdenscheidt vor Gesicht und Brust. - Kaum vergleichbar mit manchem Reprofoto-Bildband, weil in diesem so viel Humor sowohl auf den Ablichtenden wie auf dessen Abgelichtete fällt, die - so gesehen - gewissermaßen unter Pseudonym, weil verdeckt, weiterleben.
Hans Gärtner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Maskenspiele
Stefan Moses ; hrsg. von Christine Brinck
Elisabeth Sandmann Verlag (2022)
144 Seiten : überwiegend Illustrationen
fest geb.