Der Tisch
1986 beschließt die junge Lehrerin Anna Regolskaja, ihre Mutter Maria zu sich nach Nischni Nowgorod zu holen. Zu ihrem Leidwesen besteht die Mutter darauf, den großen alten Tisch mitzunehmen, was den Umzug beschwerlicher macht, jedoch der Auslöser dafür ist, dass ein Familiengeheimnis gelüftet wird. Unter der Tischplatte ist ein Foto versteckt, das Maria mit einem deutschen Offizier zeigt. Sie erzählt von dem Mann, der in Annas Augen das Feindbild des russischen Volkes verkörpert. Annas Lebensgeschichte gerät ins Wanken. Das Bild des im Krieg früh verlorenen Vaters verschwimmt mit dem des Mannes auf dem Foto und stürzt das (Selbst)-Verständnis Annas. - Die Geschichte um Anna und Maria greift schwer Sagbares auf und beschäftigt sich mit der Einteilung der Kriegsteilnehmer in Gut und Böse. Die Reise durch Russland wird zur Reise in die russische Vergangenheit, die es nicht erlaubt, pauschal zu urteilen. Ein schwieriger Stoff - sensibel umgesetzt. In jedem Fall lesenswert. (Übers.: Christiane Auras)
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Tisch
Ananij Kokurin
Osburg-Verl. (2018)
196 S.
fest geb.