Akteneinsicht

Besonders in Kulturkreisen, in denen das Patriarchat weiter seine Blüten treibt, gilt das weibliche Geschlecht wenig. Aber auch mitten unter uns erfahren Frauen Pein, mehr als 100.000 Frauen werden lt. Zahlen des Bundeskriminalamts Opfer sogenannter Akteneinsicht Partnerschaftsgewalt und etwa 15.000 Kinder erleiden sexuellen Missbrauch. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Derartige Fälle schildert Christina Clemm, die als Strafverteidigerin und Nebenklägerin von Opfern sexualisierter und rassistisch motivierter Gewalt arbeitet. Die Fachanwältin für Strafrecht und Familienrecht in Berlin "erzählt" z.B. von Claudia S., die von Kevin, einer Größe im Berliner Rotlicht- und Drogenmilieu, schwer misshandelt wird. Ganz anders gelagert ist der Fall von Marcella E., ein Opfer von Polizeiwillkür. Mia P. hingegen bekennt sich zum Antifaschismus und wird auf einer Demonstration gegen Rechtsgerichtete brutal zusammengeschlagen. Nur mit Müh und Not sieht sie sich selbst nicht als Angeklagte. Monique B. wird von ihrem Vater, einem evangelischen Pfarrer, jahrelang schwer sexuell missbraucht und taucht schließlich unter. Allesamt verstörende, äußerst brutale Sachverhalte, die mitten unter uns passieren. Christina Clemm schildert schonungslos und unterbricht ihre Dokumentationen mit Erfahrungsberichten, Erklärungen zum Strafrecht und statistischen Erhebungen, die Zusammenhänge erläutern. Der Autorin ist damit ein wichtiges Zeitdokument gelungen, das aufrütteln muss. Sehr empfehlenswert!

Sabine Tischhöfer

Sabine Tischhöfer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Akteneinsicht

Akteneinsicht

Christina Clemm
Verlag Antje Kunstmann (2020)

205 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600452
ISBN 978-3-95614-357-1
9783956143571
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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