Die erstaunlichen Sinne der Tiere
Auf gut 500 Seiten nimmt der Wissenschaftsjournalist Yong die Lesenden auf eine fantastische Reise mit, die Einblicke gewährt in all die wundersamen Welten, die auf unserem Planeten existieren, allein dadurch, dass sie unterschiedlich wahrgenommen werden (können). In 12 thematisch übergeordneten Kapiteln geht es um Existenz und Wahrnehmung von ganz unterschiedlichen Sinnen, die grob unterteilt eigentlich "nur" auf chemischen und mechanischen Reizen beruhen - und ihre sehr spezielle, an unterschiedliche Lebewesen und Lebensweisen optimal angepasste Ausprägung. So geht es um Geruch und Geschmack, Licht, Farben, Schmerzen, Wärme, Kontakt und Strömung, Oberflächenvibration, Schall, Echos, Elektrische und Magnetfelder, das Zusammenspiel der Sinne und die Bedrohung von Sinneslandschaften durch u.a. Licht und Lärm ... Aus einer überwältigenden Vielzahl von wahren Wundern seien hier nur einige wenige Beispiele genannt; so sehen Vögel (Reptilien, Insekten, Süßwasserfische) ein unendlich vielfältigeres Farbspektrum als wir, singen und hören unendlich viel mehr Töne in ihren Gesängen und finden über Tausende km ihre Flugrouten anhand des Magnetfelds der Erde. Auch die großen Meeressäuger wandern entlang des Magnetfeldes und können sich mittels Infraschall quer durch ganze Ozeane verständigen (theoretisch bis 20.000 km); Insekten, Fische, Schlangen, Fledermäuse, alles, was da kreucht und fleucht, lebt in einer (Sinnes-)Umwelt, die perfekt für ihre Bedürfnisse eingerichtet ist. Die wir Menschen aber gar nicht wahrnehmen, weil uns das erforderliche Sensorium fehlt. "Die Grenzen unserer eigenen Umwelt schränken unsere Fähigkeit ein, die Umwelten anderer zu verstehen." - Ein grandioses Buch, überall sehr empfohlen!
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die erstaunlichen Sinne der Tiere
Ed Yong ; aus dem Englischen von Sebastian Vogel
Verlag Antje Kunstmann (2022)
526, [32] Seiten : Illustrationen (farbig)
fest geb.