Der nutzlose Mann

Sukegawa Jukezo, der Protagonist des Mangas von Yoshiharu Tsuge, muss feststellen, dass er als Comiczeichner mittleren Alters plötzlich nicht mehr angesagt ist. Er muss sein Leben ändern, um das Auskommen seiner Familie zu sichern, und versucht einen Der nutzlose Mann Handel mit gebrauchten Kameras und rohem Gestein vom Flussufer aufzubauen. Leider ist Sukegawa damit genauso erfolglos wie mit dem Versuch, am Ufer des Tamagawa als Fährmann zu arbeiten. Sukegawa scheitert mit allem, was er anfängt, und zieht seine Familie in Armut und Elend. Seine Frau, die der Manga nur schemenhaft zur Darstellung bringt, hat nur noch Verachtung für ihren Mann übrig. Als sich Sukegawa ins gesellschaftliche Aus verbannt fühlt, zieht er sich immer öfter allein in ein angemietetes Zimmer zurück, das er von der Familienwohnstätte aus per Fahrrad in nur 10 Minuten erreicht. Dort baut er sich eine Art Paralleluniversum auf, in dem er Entspannung und Schlaf findet. Das emotionale Titelbild des Mangas zeigt die Hauptfigur in desolater Haltung mit in die Hände gesenktem Kopf. In 15 düsteren Kapiteln erzählt der 1937 geborene Manga-Autor Tsuge in seinem Abschlusswerk "Der nutzlose Mann" autobiographisch und in ich-Form. Schon im Titel definiert der in Japan gefeierte Alternativ-Mangaka eine Person, die ihre Familie nicht versorgen kann, als "nutzlos". Genau wie Protagonist Sukegawa litt auch der inzwischen über 80-jähige Autor Tsuge Zeit seines Lebens an Depression und Angststörungen. Sein Manga erzählt die Geschichte des individuellen Scheiterns. Einzig die zuverlässig eingestreuten Elemente von Ironie und schwarzem Humor befähigen die Leser, dieses Scheitern über die Länge von 386 Seiten mitzuertragen.

Michaela Groß

Michaela Groß

rezensiert für den Borromäusverein.

Der nutzlose Mann

Der nutzlose Mann

Yoshiharu Tsuge ; aus dem Japanischen von Nora Bierich
Reprodukt (2020)

386 Seiten
kt.

MedienNr.: 601254
ISBN 978-3-95640-215-9
9783956402159
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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