Bobby Fischer
Ältere Leser/-innen erinnern sich wohl noch an den medialen Rummel um die Schachweltmeisterschaft, die 1972 im isländischen Reykjavik zwischen dem russischen Titelinhaber Boris Spasski und seinem amerikanischen Herausforderer Bobby Fischer ausgetragen wurde und zu einer Auseinandersetzung der beiden Weltmächte im Kalten Krieg hochstilisiert wurde. Der exzentrische, knapp 30-jährige Fischer gewann und befand sich damit auf dem Zenit seiner Karriere. Zugleich brach er die jahrzehntelange russische Dominanz beim Schachspiel. - Das Duell Fischer - Spasski steht im Zentrum dieser autobiografischen Graphic Novel. Doch zunächst werden Kindheit und Jugend des aus prekären Verhältnissen stammenden Fischer in Szene gesetzt. Sein Talent wurde früh von Förderern entdeckt und er selbst fokussierte sich schon jung nahezu tunnelartig auf seine obsessive Leidenschaft. Der Schlussteil ist dem Absturz Fischers nach seinem Weltmeistertitel gewidmet. Fischer verstrickte sich in abstruse Scheinwelten und hing Verschwörungsmythen an; über Jahrzehnte trat er zu keinem Schachturnier mehr an. Mit 64 starb er einsam und verarmt in seinem isländischen Asyl. Neben der Lebensgeschichte finden Leser/-innen, die des Schachspiels unkundig sind, auch Infos zur Rolle der einzelnen Spielfiguren. - Diese auch zeichnerisch gelungene Annäherung an ein Ausnahmetalent, das sich auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn bewegte, kann überall angeboten werden.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Bobby Fischer
Szenario: Julian Voloj ; Illustrationen: Wagner Willian ; aus dem englischen Original von Julian Voloj
Knesebeck (2022)
189 Seiten
fest geb.