Alle Eulen
Ein kleines Provinznest in den rumänischen Karpaten um die Jahrtausendwende: Der kleine Luci lebt dort ein ganz normales Lausbubenleben, als er den Erwachsenen Emil Stratin kennenlernt, der unlängst in das Dorf gezogen ist. Zwischen dem ornithologisch arbeitenden Privatier und dem Dorfjungen entwickelt sich schnell eine enge Freundschaft. Die beiden streifen Eulen beobachtend durch die Wälder. Im Gegenzug macht der kunstsinnige Emil den unbedarften Luci mit der Welt der Bücher und der Musik vertraut. Im Dorf munkelt man bald über das eigenartige Gespann, doch Emil und Luci lassen sich dadurch nicht beirren. - Filip Florian ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Autoren Rumäniens. Und liest man das Buch, merkt man, warum: Florian schreibt einen wunderbaren Stil, immer changierend zwischen Realismus und Romantik, Humor und Tragik (kongenial auch die Übersetzung Georg Aeschts, die den deutschen Leser die Qualität des Originals wunderbar nachempfinden lassen). Seine Handlung erzählt nicht nur das Leben zweier nur vordergründig ungleicher Menschen, er beschreibt in seinem Roman auch die rumänische Zeitgeschichte vom Krieg bis heute. Gerade die ebenso schöne wie stilvolle Sprache und das Talent des Autors, mit viel Fabulierkunst zu erzählen, lässt den Leser schon ab den ersten Seiten dem Buch verfallen. Bislang sicher einer der schönsten und besten ausländischen Romane des Jahres und deshalb für alle Büchereien zu empfehlen.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Alle Eulen
Filip Florian
Matthes & Seitz (2016)
213 S.
fest geb.