Ich denke

Wieviele Gedanken gehen jedem Menschen im Laufe eines Lebens durch den Kopf? Wieviel bleibt undurchdacht, nur angerissen, wird wieder vergessen, wieder als Idee neu aufgerollt und auch in Sprache umgesetzt? Ein eigenartiges Thema für ein Buch, sollte Ich denke man meinen, denn das Medium Buch suggeriert, dass es der Leser mit einem schlüssigen Gedankengebäude zu tun bekommt, welches er bei der Lektüre nach-denkt. Aber dieses Künstlerbuch setzt gerade auf das Verwaschene, noch Unreflektierte, es gesteht Gedankenfetzen auch kleinen Kindern oder Hunden zu und dabei kommt es dem Initial zum Denken schon recht nahe. In seinem Vorwort vergleicht Bart Moeyaert das Denken mit dem Aufräumen - für manches findet man gleich einen Platz, mit anderem lebt man wie mit Ballast, der nirgendwo hingehört. Diesen Ephemera wird in den kurzen Texten aufgespürt und vieles wird der Leser auch von eigenen Reflexionen kennen. Als Kontrapunkt dazu werden die Zeichnungen gesetzt: anonyme Menschengruppen, schöne ausformulierte Portraits, beiläufige Ideen-Skizzen, als würde der Zeichenstift selbst zu diesem Thema einen Beitrag leisten. In diesem Zusammenspiel von Bild und Text liegt die poetische Kraft dieses Buches, das als künstlerischer Essay von großer Meisterschaft zeugt.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Ich denke

Ich denke

Porträts von Ingrid Godon mit Texten von Toon Tellegen
Mixtvision (2015)

90 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.

MedienNr.: 582229
ISBN 978-3-95854-030-9
9783958540309
ca. 29,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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