Die letzten Romantiker
Amerika im Jahr 2079. Die 102 Jahre alte Dichterin Fiona Skinner hält ihre erste Lesung seit 25 Jahren. Die Veranstaltung wird zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Erinnerungen an die Kindheit, die sie teilweise völlig unbeaufsichtigt mit ihren Geschwistern in einem kleinen Ort in Connecticut verbracht hat. Als Fiona vier Jahre alt ist, löst der plötzliche Tod ihres Vaters bei der Mutter eine schwere posttraumatische Depression aus, die es ihr über Jahre hinweg unmöglich macht, sich um ihre vier Kinder zu kümmern. Die Geschwister, drei Mädchen und ein Junge, übernehmen jeweils eine ihrem Alter und ihrer Persönlichkeit entsprechende Rolle, um den Familienalltag aufrechtzuerhalten und ihre Mutter nicht zu belasten oder bloßzustellen. Bis ins Erwachsenenalter hinein begleiten diese prägenden Verhaltensmuster die Familie und führen zu starker gegenseitiger Abhängigkeit, die zwar zeitweise Kraft gibt, aber vielmehr die individuelle Persönlichkeitsentwicklung lähmt. - Leider springt der Funke in diesem Roman nur schwer über. Die Charaktere bleiben teilweise ungreifbar, schwerwiegende Probleme werden zu schnell und zu vage aufgelöst. Die Handlung plätschert trotz vieler dramatischer Ereignisse eher vor sich hin und lässt den Leser vergeblich auf erzählerische Höhepunkte und auf Einblicke in die literarische Arbeit der Hauptfigur, die sich in ihrem Blog als "letzte Romantikerin" bezeichnet, warten. Deshalb nur für geduldige Leser/-innen mit Interesse an Familienanalyse zu empfehlen.
Elisabeth Brendel
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die letzten Romantiker
Tara Conklin ; aus dem amerikanischen Englisch von Edith Beleites
HarperCollins (2021)
430 Seiten
fest geb.