Mein Leben mit Martha
Martina wird zu ihrer Überraschung von einer Klinik angerufen, sich um Heinrich zu kümmern, der sie als Ansprechpartnerin angegeben hat. Dabei kennt Martina den betagten Heinrich lediglich als gesprächigen und eher ungewöhnlichen, jedoch reizenden Kunden aus ihrer kleinen Buchhandlung. So beginnt im Jahr, das mit 2014 überschrieben ist, die letztlich untrennbare Geschichte von Martina und Martha, Heinrichs Ehefrau. Heinrich verstirbt und die junge Buchhändlerin sieht sich in der Verantwortung, die demente Witwe zu begleiten. Aus dieser Fürsorge erwächst die Idee, das Leben gemeinsam zu gestalten und so reift der Entschluss zusammenzuziehen. Bürokratische und soziale Stolpersteine erschweren den beiden Damen den Weg, doch die Tatkraft der einen und die Gelassenheit und Lebenserfahrung der anderen machen schließlich das Vorhaben möglich und so profitieren beide voneinander. Die Krankheit Marthas raubt der Seniorin zwar das Gedächtnis, aber nicht Humor, Klugheit und Weitsichtigkeit. - Diese wohl biographisch geprägte Literatur bekräftigt die Idee, dass das generationsübergreifende Zusammenleben nicht nur Lösung, sondern auch Bereicherung sein kann. Das macht Mut und zuversichtlich. Wer sich allerdings fortgeschritten dementen Personen widmet, dem mag die Erzählung euphemistisch anmuten, denn der so schön umschriebene "poetische Zustand" spiegelt nicht eine langfristige Realität wider. Trotzdem eine leicht zu lesende, aufbauende Inspiration und Lektüre.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mein Leben mit Martha
Martina Bergmann
Eisele (2019)
222 S.
fest geb.