1984
Die Comicadaption von George Orwells berühmtem Klassiker „1984“ orientiert sich zum Teil an ikonischer Propaganda-Grafik und Werbeästhetik der Fünfziger. Der im Ministerium für Wahrheit arbeitende und mit Fälschung/Abänderung von Fakten betreute Winston Smith lehnt sich insgeheim mit verbotenen Tagebucheintragungen gegen die allwissenden Machthaber auf. Zudem startet er eine geheime Beziehung zu einer Arbeiterin, was jedoch der Gedankenpolizei nicht entgeht. Das mit Biografien wie „Muhammad Ali“ (BP/mp 17/278) hervorgetretene Duo Amazing Ameziane und Sybille Titeux de la Croix wählte unterschiedliche Techniken, um Orwells an Faschismus und das kommunistische Regime angelehnte Dystopie umzusetzen: Die Kolorierung erweist sich als düster-monochrom, große Panels werden zerschnitten und der Text häufig daneben angebracht. Die verborgene Liebesaffäre wird als Schattenspiel samt Farbtupfer eingewoben. Winstons Gefangennahme und Folter im dritten Kapitel legte man fast komplett im fatalistischen Schwarz an. Damit gelingt dem Duo eine bestechende Interpretation des vertrauten Stoffs, die beweist, dass Orwells von der Nachkriegszeit geprägte Vision nichts an Aktualität verloren hat. Empfehlenswert.
Gregor Ries
rezensiert für den Borromäusverein.
1984
nach George Orwell ; Adaption: Sybille Titeux de la Croix & Amazing Ameziane ; aus dem Französischen von Harald Sachse
Splitter (2021)
221 Seiten : farbig
fest geb.