Das Fleisch der Vielen
Jana und Tim flüchten auf einer eskalierenden Demonstration in das seit Jahren leer stehende Grand Hotel Astoria. Auf der Suche nach einem sicheren Ausgang aus dem verbarrikadierten Gebäude dringen sie tiefer in die verlassenen Räume des Hotels. Immer wieder erscheint ein menschlicher Schemen, die rechte Schulter höher als die linke - mal im heruntergeblätterten Putz, mal als Schatten an der Wand. Haare, Gesprächsfetzen, Erinnerungen und Stimmungen der Gäste längst vergangener Zeiten scheinen von allen Seiten auf sie einzudrängen. Es gibt kein anderes Entrinnen als ein verzweifelter Sprung aus dem Fenster. Jurek Malottke adaptiert mit dunklen, atmosphärischen Zeichnungen gelungen Kai Meyers düstere Horrorerzählung. Immer wieder wird die Panelstruktur aufgebrochen, so dass diese teils wie Splitter auf den Seiten liegen. Ganz so wie die geordnete Welt der Protagonisten an der Düsternis des Hotels zerschellt. Die komplette Kurzgeschichte und Skizzenmaterial sind dem Comic angehängt. Für Büchereien mit großem Comicbestand empfehlenswert.
Isabel Helmerichs
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Fleisch der Vielen
Szenario: Kai Meyer. Zeichn.: Jurek Mallottke
Splitter (2018)
65 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.