Der Fortschritt und das Glück
Mit vielen Beispielen aus der psychotherapeutischen Praxis, der Menschheitsgeschichte und der Literatur entwickelt der Autor einen Zusammenhang zwischen dem Fortschritt, dem Entstehen von Ängsten und der Fähigkeit, Glück zu empfinden. Der Fortschritt
in der vom Besitzanspruch beherrschten Welt macht es möglich, Geburt und Tod zu regulieren, das Äußere und Innere des Körpers zu verändern, die Bedürfnisse zu steigern und mit technischen Dienstleitungen und medizinischen Diagnosen die Entwicklung zu beschleunigen. Zur Krise kommt es, wenn Erwartungen z.B. in der kindlichen Entwicklung oder in der Partnerschaft nicht erfüllt werden, wenn Ängste nicht mehr zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden, wenn Vorsorge eine falsche Sicherheit vorgaukelt und Perfektionismus zu Verletzungen und Neid führen. Glück wird nicht durch Optimierung gewonnen, sondern durch ein Zurückfinden zur Natur und zu sich selbst sowie durch Einschränkung unseres Verschwendungskonsums und das Wiederfinden des Interesses am Wohlergehen des Mitmenschen. - Diese wichtige psychologische Inaugenscheinnahme der Wirkungen des Fortschritts ist eine sehr lesenswerte und nachdenklich machende Analyse.
Helmut Eggl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Fortschritt und das Glück
Wolfgang Schmidbauer
oekom (2022)
201 Seiten
fest geb.