Für immer gezeichnet
Dieser Dokumentationsband greift das Schicksal der sowjetischen Zwangsarbeiter auf, die während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland arbeiten mussten. Basierend auf zahlreichen Interviews, Erinnerungen und Fotos offenbart dieses informative und bewegende
Buch ein verdrängtes Kapitel deutsch-sowjetischer Geschichte, das in beiden Staaten jahrzehntelang nicht thematisiert wurde. Sah die UdSSR unter Stalin in den sowjetischen Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern Kollaborateure und Deserteure, die als Bürger 2. Klasse scharfen Repressionen ausgesetzt waren, so wurde auch in der BRD der Zwangsarbeitereinsatz nicht als nationalsozialistisches Unrecht, sondern als kriegsbedingte Notwendigkeit bezeichnet und Entschädigungszahlungen wurden erst ab den 90er Jahren geleistet. Auch den Herausgebern des Buches war nicht vollständig bewusst, welches tiefes Trauma die jetzt alten Menschen jahrzehntelang in sich trugen, die als Jugendliche gewaltsam verschleppt worden waren, um Sklavenarbeit zu leisten und unter meist menschenunwürdigen Bedingungen zu leben. Die Erfahrungen - von Schwerstarbeit bis zu normaler Hausarbeit, von der Unterbringung in Barackenlagern mit katastrophalen hygienischen Verhältnissen bis zum eigenen Zimmer mit Familienanschluss, von Heimweh bis zu geselliger Gemeinschaft, von Hunger, Demütigung, KZ-Haft - geben ein bedrückendes Zeugnis von zwei gewissenlosen Staaten, dem Stalinistischen Russland und dem nationalsozialistischen Deutschland.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Für immer gezeichnet
Texte und Auswahl der Dokumente Aljona Koslowa [und 4 weitere] ; aus dem Russischen von Christina Links und [einem weiteren]
Ch. Links Verlag (2019)
423 Seiten : zahlreiche Illustrationen
fest geb.