Der ganz normale Missbrauch

Die Journalistin hat dieses brisante Thema von verschiedenen Seiten her beleuchtet und versucht zu erklären, warum unsere Gesellschaft sich so schwertut, Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Nach einem einführenden geschichtlichen Blick Der ganz normale Missbrauch geht es in weiterführenden Kapiteln um die unterschiedlichen Arten von Tätern, zu denen in zunehmendem Maße auch Frauen zählen, um den Kampf der Polizei im Internet und Darknet sowie die Schwierigkeiten von Geschädigten, eine Entschädigung zu erhalten. Ein eigenes Kapitel ist dem Problem Kirche gewidmet, die sich so schwertut, Missbrauch in den eigenen Reihen aufzuklären. Apin schildert in weiteren Kapiteln die Dringlichkeit, warum Missbrauchsfälle aufgearbeitet werden müssen, belegt diese Dringlichkeit mit Fallbeispielen, die die Traumatisierung von Geschädigten auch nach vielen Jahren noch zeigen und deckt auf, wo heute noch Lücken beim Kinderschutz bestehen. Das Kapitel "Damit es nicht wieder passiert" beginnt mit dem Satz: "Im Durchschnitt muss sich ein missbrauchtes Kind an sieben Erwachsene wenden, bevor ihm geholfen wird". Daher plädiert Nina Apin für Erwachsene als Verbündete des Kindes und rät zur Einmischung in Angelegenheiten, die seltsam und auffällig erscheinen. Missbrauchte Kinder benötigen ein aufmerksames Umfeld. Dieses Buch kann dazu wesentlich beitragen. Eine Adressenliste im Anhang sowie Anlaufstellen im Internet sind dabei sehr hilfreich. Diese sachliche und breit recherchierte Auflistung der heutigen Zustände und Sachverhalte macht in ihrer Vielschichtigkeit sehr betroffen. Ein wichtiges Buch, dem man viele Leser wünscht. Für alle Büchereien sehr empfohlen.

Annemarie Schreibert

Annemarie Schreibert

rezensiert für den Borromäusverein.

Der ganz normale Missbrauch

Der ganz normale Missbrauch

Nina Apin
Ch. Links Verlag (2020)

184 Seiten
kt.

MedienNr.: 600750
ISBN 978-3-96289-080-3
9783962890803
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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