Zwischen uns ein ganzes Leben
Beatrice ist Französin, arbeitet in Washington D.C. bei der Weltbank und wird von ihrem chauvinistischen Chef gemobbt. Zufällig trifft sie auf die Kanadierin Jacobina, fast 80 Jahre alt, die an ihrem Lebensabend ihre Halbschwester finden möchte,
die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschwand. Beatrices Recherchen beginnen im Jewish Community Center und führen schließlich bis nach Südfrankreich. Die Geschichte wird auf drei Ebenen erzählt: aus Sicht Beatrices, die mit ihren gut 40 Jahren an einem Wendepunkt im Leben steht. Jacobina kam als kleines Kind auf der Flucht vor der Verfolgung durch die Nazis mit ihren Eltern nach Kanada. Und da ist die Geschichte ihrer Halbschwester Judith, von der sie erst kurz vor dem Tod ihres gemeinsamen Vaters erfuhr. Judiths Mutter fühlte sich von deren Vater im Stich gelassen und beging Suizid, als die Verfolgung der Juden in Paris immer mehr zunahm. Jacobinas und Beatrices Geschichten werden in der Gegenwart erzählt, Judiths Seite dagegen erzählt von den Jahren ab 1940. Die Geschichte greift das Thema des Holocaust sehr anschaulich auf. Berührend und atmosphärisch dicht zeigt die Autorin, dass der Nationalsozialismus in allen Ländern Europas seine Spuren hinterlassen hat. Manchmal erscheint das Stück etwas vorhersehbar und mit einigen Längen, doch der versöhnliche Schluss gleicht das wieder aus. Hemma Michel als Beatrice überzeugt sehr in ihrer Rolle, Miriam Morgenstern als Judith wirkt dagegen manchmal etwas zu sehr wie ein Opfer. Die Stärke ihrer Persönlichkeit wird erst gegen Ende des Stückes wirklich hörbar. Die reine Hörzeit von 10 Stunden erfordert Aufmerksamkeit. Auch für kleinere Büchereien zu empfehlen.
Leoni Heister
rezensiert für den Borromäusverein.

Zwischen uns ein ganzes Leben
Melanie Levensohn. [Sprecherinnen:] Hemma Michel ...
audio media (2018)
1 mp3-CD (ca. 600 Min.)
mp3-CD