Bring mich noch zur Ecke
Elise ist Mitte fünfzig und seit 25 Jahren mit Henrik, einem liebenswerten und gut situierten Universitätsprofessor, verheiratet. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne und eine Hütte am See. Auf einer Party begegnet Elise Dagmar. Was mit kurzem Augenkontakt
beginnt, wächst über SMS-Kontakt emotional an und wird für beide Frauen zur Sehnsuchtsbeziehung. Eigentlich hatte Elise „immer geglaubt, man müsse sich einfach zusammenreißen.“ Mit diesem Glaubenssatz stellt die Graphic Novel Elise eingangs über die Abbildung von drei Näh-Etiketten treffend vor. Die Bekanntschaft mit der ebenfalls verheirateten Dagmar führt Elise vor Augen, was ihr in ihrem Leben eben doch fehlt. In zaghaften Schritten wagt Elise Veränderung und eine Liebesbeziehung zu Dagmar. Henrik lässt sich umgekehrt auf eine Beziehung mit einer Doktorandin ein. In abgerundeten bunten Bildern erzählt Comicautorin Furmark von den Gefühlswelten aller Beteiligten. Besonders charmant setzt sie dabei wiederholt die schamesrot gefärbten Wangen ihrer Protagonisten in Szene. Wie Leidenschaft und Begehren auch jenseits der Mittfünfziger entflammen und alles gegen den Strom verändern können, erzählt diese Graphic Novel seelenruhig und kraftvoll. Für alle Bestände gerne empfohlen.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.

Bring mich noch zur Ecke
Anneli Furmark ; Übersetzung aus dem Schwedischen von Katharina Erben
avant-verlag (2022)
227 Seiten : farbig
fest geb.