Coming of H
Ziellos lässt sich Hamed in der Kleinstadt treiben. Der Schule kann er nicht viel abgewinnen, ebenso wie seine Clique. Sie treiben sich auf dem Skaterplatz herum, rauchen, saufen, kiffen. Dazu kommen erste Erfahrungen mit Liebe und Sex. Hamed lebt
auf, wenn er Graffiti sprühen kann oder in seinem Blackbuch Zeichnungen festhält. In diesem tristen Dasein kommt es immer wieder zu Anfeindungen von deutschen, aber auch von türkischen Jugendlichen. Denn als Sohn iranischer Asylanten gehört er nirgends richtig dazu. Als das H (Heroin) seinen besten Freund fast umbringt, fokussiert sich Hamed mehr auf die Zukunft, zumal seine Freundin zielstrebig an ihrer Mappe arbeitet, mit der sie sich bei einer Kunsthochschule bewerben will. Am Rande nimmt Hamed kaum wahr, wie schwer sich seine Eltern in der Fremde tun, sein depressiver Vater stirbt vorzeitig. Die hervorragenden, abwechslungsreichen Zeichnungen sind ein Genuss. Es wechseln sich klassische, gerahmte Panels mit rahmenlosen ab. Vogelperspektive oder herausgearbeitete Details suggerieren Ferne oder Nähe. In familiären Szenen sind die Sprechblasen in einer gebundenen Schrift, während in den außerhäuslichen Szenen Druckschrift verwendet wird. Auch die subtile Farbgebung trägt zum Niveau dieser Graphic Novel bei. Zum Thema Migration und Integration für Jugendliche sicher empfehlenswert.
Ursula Reich
rezensiert für den Borromäusverein.

Coming of H
Hamed Eshrat
avant-verlag (2022)
169 Seiten : farbig
fest geb.