Zeter und Mordio
Basierend auf einem Teil der Autobiografie der jüdischen Handelsfrau Glikl Bas Jehuda Leib (= Glückel von Hameln) vermittelt Cornils mit seinem Erstlingswerk einen Eindruck der Gesellschaftsstruktur der Hansestadt Hamburg im 17. Jh. Eingebettet in
eine spannend erzählte Kriminalgeschichte um zwei verschwundene jüdische Gemeindemitglieder befasst sich die Graphic Novel mit der mangelnden Akzeptanz und Integration der Juden durch Mitbürger:innen, Politik und Kirche. Nur wenig entfernt, in Altona, protegiert die dänische Krone die jüdische Bevölkerung und garantiert auch eine faire Rechtsprechung. So folgen die Leser:innen dem Hilferuf "Zeter + Mordio" der jungen Rebekka Lipmann, die die Aufklärung des von einem alteingesessenen Hamburger Bürgers begangenen Verbrechens verfolgt. Äußerst gelungene Zeichnungen – Bilder sagen oft mehr als Worte – geben ein gutes Spiegelbild der damaligen Zeit. Erklärungen jüdischer Ausdrücke im Text, ein Personenregister sowie ein Glossar sind hilfreich. – Eine Graphic Novel, die unterhält, aber auch Interesse für die jüdische Geschichte weckt. Für größere Bestände äußerst empfehlenswert.
Margit Düing Bommes
rezensiert für den Borromäusverein.

Zeter und Mordio
Jens Cornils
avant-verlag (2024)
230 Seiten : überwiegend farbig
kt.