Fürchtetal

Das "Fürchtetal" ist der Ort der Kindheit eines Geschwisterpaars. Mit dem Vater sind sie durch die Wälder gestreift, wanderten zum "Heißen Stein", spielten am Ufer des Teichs, entdeckten Tierspuren. Aber diese Landschaft ist auch geprägt von der Fürchtetal psychischen Erkrankung des Vaters und seinem späteren Freitod. Die nun erwachsenen Kinder gehen in ihrer alten Heimat auf Spurensuche, sie erinnern sich an die Besuche beim Vater in der Psychiatrie und sie durchleben ihre eigenen Traumata. Entstanden ist diese autobiografische Graphic Novel als Korrespondenz zwischen Schwester und Bruder nach dem Tod des Vaters. Die Autorin schrieb jeden Tag einen Satz an ihren Bruder, worauf dieser mit einem Bild antwortete. So entspann sich ein Geflecht aus Erinnerungsbildern und Satzfetzen, die sich nicht zu einer durchgängigen Geschichte runden lassen. Vielmehr verweben sich Text und Bild zu zerfaserten und schemenhaften Gedächtnisspuren, welche die Psychose des Vaters und das Entsetzen der Kinder vor Augen führen. Sehr wirkungsvoll zeichnen die Illustrationen in ihren düsteren Tönen und der harten Strichführung die Brüche dieser Lebensspuren nach. Die Versuche, sich des Verstorbenen als Lebendigem zu erinnern und zu vergewissern, stehen im Schatten seines Leidens und des gewaltsamen Todes. Und auch im Text, der mit seinen Zeilen wie ein Gedicht anmutet, wird das Scheitern erfahrbar, das Vergangene zu verlebendigen. Insofern gewährt diese Arbeit der Trauer einen Raum und lässt sich gleichwohl als Versuch der Bewältigung eines Traumas lesen. Ab 14

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Fürchtetal

Fürchtetal

Christine Färber (Text) ; Markus Färber (Zeichnung)
Rotopol (2021)

[unpaginiert]
kt.

MedienNr.: 610331
ISBN 978-3-96451-024-2
9783964510242
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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