Der Schleuser
Paolos Vater Gabriel ist Fischer in der Lagune von Venedig. Paolo ist beunruhigt, als der Vater tagelang nicht nach Hause kommt. Der Suche nach ihm schließt sich Ahmad an, ein junger Syrer, dem Gabriel geholfen hatte, an Papiere zu kommen. Aber Ahmad scheint noch eine andere, dunkle Seite von Gabriel zu kennen, von der Paolo nichts weiß. Nach und nach erfährt dieser, dass Gabriel sich als Schleuser durch die Lagune betätigt hat. Und plötzlich hat die Mafia Interesse daran, Paolo anzuwerben. Diese düstere Story ist jenseits der touristischen Sehenswürdigkeiten Venedigs angesiedelt. Die so eigenartige und reizvolle Lagunen-Landschaft wird hier als zwielichtiger und gefahrvoller Ort ausgemalt, als ein unendlicher Raum, in dem sich Himmel und Meer, Wolken und Inseln in Farbräuschen vereinen. Hier finden Migranten für kurze Zeit Zuflucht, hier besetzen Aussteiger ungenutzte Industrieanlagen und hier können Menschen- und Drogenhändler unbeobachtet agieren. Es ist stimmig, dass man sich mit Paolo bei seiner Spurensuche diese kryptische Landschaft aneignet, die für ihn bei aller Weite mehr und mehr zum Gefängnis wird. Im Stil des italienischen Neorealismus verbindet diese Graphic Novel spannungsreich eine Kriminal-Geschichte, ein Sozial-Drama und eine Coming of Age-Story – sehr lesenswert!
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Schleuser
nach einem Szenario von Christophe Dabitch ; Zeichnungen von Piero Macola ; aus dem Französischen von Resel Rebiersch
schreiber&leser (2024)
222 Seiten : farbig
fest geb.