Dem Wahnsinn entkommen
Dieses Buch, das Schicksale aus den Zweiten Weltkrieg aufbereitet, indem es die Betroffenen selber zu Wort kommen lässt, fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Man sollte das Vorwort des Autors unbedingt am Anfang lesen, weil er hier Hintergründe schildert. Der erste Zeitzeuge, der in dem Buch zu Wort kommt, ist Heinz Polke, der von seinen Eltern an die Großeltern abgegeben wurde. Sein äußerst bewegtes Schicksal brachte ihn als Soldat auch nach Warschau, wo er dabei war, als dort der Aufstand im Ghetto brutal niedergeschlagen wurde. Es wird sicher viele Leser belasten, was er da alles schildert. Michael Strasser erzählt u.a. von seiner Zeit in einem russischen Gefangenenlager und er hat es geschafft, Fotos zu machen und sie herauszuschmuggeln. Auch dieser fast 100 Seiten lange Bericht wird die Leser sicher fesseln. Josef Hamberger, der in einem Schützenloch vergessen wurde, versucht in unbekanntem Gelände seine Einheit wiederzufinden. Mehrfach ist er in Lebensgefahr, fühlt sich aber von Gott behütet und überlebt. In einem längeren Bericht erzählt Erich Menzel aus seinem Leben und aus seiner Laufbahn beim Militär. Da war zuerst die Luftwaffe und später der Einsatz bei den U-Booten. Auch hier gibt es kritische Erlebnisse. In der letzten Geschichte erzählt Rosa Aßböck aus ihrem Leben mit dem Tiefpunkt, als ihr Bruder von der Waffen-SS erschossen wurde. Förg schafft es, mit seinen Zeitzeugen die schlimme Zeit lebendig werden zu lassen und sich nicht nur an der Oberfläche zu bewegen.
Gerd Fleder
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Dem Wahnsinn entkommen
Klaus G. Förg
Rosenheimer (2022)
285 Seiten : Illustrationen
fest geb.