Weg des Gewissens
Der auf realen Geschehnissen basierende Roman begleitet den Fähnrich Harald Rüster, der im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront verletzt wurde. Nach dem Lazarettaufenthalt schickt man ihn mit einer verstümmelten Hand ins polnische Pleskow. Schon bevor
er im Lager FX 72 ankommt, in dem er in einem Sonderkommando Dienst leisten soll, muss er mit ansehen, wie grausam die SS-Schergen mit den Frauen und Kindern umgehen. Erstmals stellt er, der als junger Mann ausgezogen war, um den "bolschewistischen Untermenschen" aufzuhalten, seine Gesinnung in Frage. Feldwebel Voß erweist sich als besonders perfide. Ihn macht sich Rüster zum Feind, als er für ein polnisches Mädchen eintritt, dem Voß sich unangemessen nähert. Er schlägt Voß nieder, dabei riskiert Rüster einiges und findet inmitten der perfiden Maschinerie sogar Mitstreiter. Kamerad Bornemann geht mit ihm durch dick und dünn, auch als er merkt, dass Rüster sich in die Polin Olga Kaminsky verliebt hat. Mitte 1944 mehren sich die Anzeichen, dass die Russen immer weiter vorrücken. Nur noch 120 km sind sie vom Lager entfernt. Das heißt: die Frauen werden wohl vorher von der SS erschossen, um Spuren zu verwischen. Dies aber wollen Rüster und seine Mitstreiter nicht zulassen und machen nun gemeinsame Sache mit Partisanen ... Hanns Glöckle schildert sehr eindringlich und in einem flüssigen Schreibstil das Schicksal des ehemaligen Hitlerjungen Harald Rüster, der in einer Familie, die seit Generationen deutschnational denkt, groß wird. Ihn treibt die Frage nach Recht und Unrecht um – und er entscheidet sich für den "Weg des Gewissens". Sehr zu empfehlen!
Sabine Tischhöfer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Weg des Gewissens
Hanns Glöckle
Edition Förg (2024)
333 Seiten
fest geb.