Auch die Toten

Im Auftrag des spanischen Vizekönigs macht sich der ehemalige Soldat Juan auf, um einen Mann namens Indio Juan zu finden, von dem er so gut wie nichts weiß. Seine Mission führt ihn fast fünfhundert Meilen Richtung Norden durch Mexiko und durch Auch die Toten fünfhundert Jahre blutige Kolonialgeschichte. Die Erzählweise des Juan Gómez Bárcena ist eine Mischung aus Außensicht und Innenschau. Wenn es dem Leser gelingt, sich auf die Langsamkeit der Geschehnisse und auf das, woran sich Juan in erschreckenden Bildern erinnert, einzulassen, ist er mittendrin im Leben der Neuankömmlinge der Neuen Welt und der einheimischen Indios. Gewalt ist an der Tagesordnung, und der Blick, der sich auf 485 Seiten auf die kaum zu ertragenden Lebensumstände der Menschen richtet, ist schonungslos. Frauen kommen kaum vor, und wenn, dann als diejenigen, die Essen und Getränke bringen oder vergewaltigt werden. Inhaltlich und erzählerisch ist das Buch keine leichte Kost. Die zeitlichen Übergänge sind nicht immer deutlich. Wer sich dennoch auf das Buch einlassen mag, erlebt eine faszinierende Lektüre, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet und den Leser nicht nur berührt, sondern auch angesichts der menschlichen Grausamkeit (und gerade der im Namen der Christenheit verübten) einigermaßen ratlos zurücklässt.

Christiane Raeder

Christiane Raeder

rezensiert für den Borromäusverein.

Auch die Toten

Auch die Toten

Juan Gómez Bárcena ; aus dem Spanischen von Matthias Strobel
Secession Verlag (2022)

494 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751099
ISBN 978-3-96639-058-3
9783966390583
ca. 38,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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